Die Geschichte des Vinzentiushauses

Laut Gründungsurkunde wurde das Vinzentiushaus 1884 durch Offenburger Bürger als Aktiengesellschaft gegründet. Aufgabe des Hauses war es, die soziale Not innerhalb der Bevölkerung zu lindern. Von Beginn an leistete das Vinzentiushaus Alten- und Behindertenpflege, Kinderbetreuung und Armenspeisung. Doch die Geschichte des Hauses in der Kornstraße 12 begann schon viel früher.

Im Mai 1764 kaufte der „kaiserliche-königliche Generalfeldmarschall Lieutenant Freiherr von Ried“ das Brandgelände zwischen der Kreuzkirche und der Kornstraße. Er errichtete für seinen landwirtschaftlichen Betrieb verschiedene Wirtschaftsgebäude und in dominierender Lage oberhalb der Stadtmauer sein Herrschaftshaus, das über 100 Jahre später das Vinzentiushaus werden sollte. Zur damaligen Zeit nannte man diesen Komplex auch Bastion „Zum schwarzen Hund“. Nach dem Tod des Freiherrn Joseph von Ried 1879 wurde das Herrschaftshaus zunächst innerhalb der Familie vererbt und wechselte anschließend ständig seinen Besitzer.

1884 war es dann soweit: das Haus wurde vom damaligen Eigentümer Ferdinand Gustave Renouard de Bussiere verkauft. Dies war für die Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul und die Schwestern vom Heiligen Kreuz aus Ingenbohl die Chance, ein eigenes Haus zu erwerben. Die Ordensschwestern hatten bereits 1864 einen katholischen privaten Krankenpflegeverein gegründet. Die einzige Möglichkeit den Kauf zu finanzieren, war die Gründung einer Aktiengesellschaft. So entstand die „Vinzentiushaus-Verein Offenburg AG“. Der Eintrag in das Gesellschaftsregister am 28.11.1884 war die offizielle Geburtsstunde.

1894 machte die Einrichtung, nach anfänglichen Schwierigkeiten, einen großen Schritt mit dem Aufbau einer Krankenabteilung mit Operationssaal. Eine weitere Neuerung gab es 1896. Es entstand der erste Kindergarten in Offenburg, der Ölbergkindergarten.

1910 erhielt das Haus sein heutiges Aussehen und konnte insgesamt 106 Zimmer anbieten.

Während des 1. Weltkrieges wurde die Krankenabteilung des Hauses als Reservelazarett zur Verfügung gestellt. In den Nachkriegsjahren musste eine gründliche Renovierung vorgenommen werden, was zu einer schwierigen finanziellen Lage führte. Trotzdem wurden im Krisenjahr 1923 ca. 25.000 kostenlose Speisungen an Arme verteilt.

Später wurde das Vinzentiushaus Kneippanstalt und Krankenhaus mit Belegbetten. Anschließend wurde das Haus ein Altenheim für betagte Bürgerinnen und Bürger. Im Jahr 1978 wurde dann die Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt. Die GmbH entwickelte sich im Laufe der Jahre:

Zunächst wurde 1999 das Vinzentiushaus in der Grimmelshausenstraße neu gebaut, wo es seitdem seinen Standort hat.

2007 wurden das Pflegeheim Marienhaus, und als Betreiber, das Betreute Wohnen in der Wasserstraße und in der Prädikaturstraße übernommen und Teil der Vinzentiushaus Offenburg GmbH.

Im Jahr 2008 wurde die Sozialstation St. Ursula, gemeinsam mit der Tagespflege, in die GmbH eingegliedert. Außerdem wurde neben dem Vinzentiushaus eine Wohngemeinschaft für demenziell veränderte Menschen gebaut. Die GmbH vergrößerte sich weiterhin mit der Gründung der selbstbestimmten Seniorenwohngemeinschaft St. Elisabeth in Appenweier und der Entstehung einer Beratungsstelle für Menschen mit Versorgungs- und Pflegebedarf.

2010 wurde der Grundstein für den Neubau des Marienhauses gelegt.

2011 konnte der Neubau am Waldbach in Offenburg bezogen werden. An diesem Standort konnte, für die Zeit des Umbaus, übergangsweise das Marienhaus weiterbetrieben werden. Gleichzeitig entstanden dort seniorengerechte Wohnungen.

Mit der Fertigstellung des Neubaus Marienhaus im Jahr 2015 konnten alle Bewohner in das neue Gebäude einziehen. Am Waldbach entstand eine weitere selbstbestimmte Se­ni­oren­wohn­ge­mein­schaft. Gleich im Anschluss daran wurde der Historische Altbau des Marienhauses renoviert. Die Sozialstation St. Ursula und die Verwaltung zogen daraufhin in das Gebäude ein. Ebenfalls im Jahr 2015 ging die Betriebsträgerschaft für das Betreute Wohnen im Aenne-Burda-Stift in die Vinzentiushaus Offenburg GmbH über. Die Betriebsträgerschaft wurde zum 31.12.2019 beendet.

Zu Beginn des Jahres 2017 wurden die Schwestern vom Heiligen Kreuz in den Ruhestand verabschiedet. Mit der Übernahme des Hospizes Maria Frieden wuchs das Netzwerk der Vinzentiushaus Offenburg GmbH. Der Westflügel des Vinzentiushauses wurde umgebaut und seit Juli 2017 befinden sich darin die Plätze des Hospizes.

Die Vinzentiushaus GmbH erwirbt von der Katholischen Kirchengemeinde das Haus Johannes in Uffhofen und baut dieses um zu einer Tages- und Nachtpflegeeinrichtung. Im August 2019 wurde die Einrichtung eröffnet und seither haben auch die Sozialstation St. Ursula und die Beratungsstelle im Gebäude einen weiteren Stützpunkt.